Charakteristisch sind äusserst schmerzhafte, spontane oder getriggerte blitzartige Schmerzen, die überwiegend in das Versorgungsgebiet des zweiten und/oder dritten Trigeminusastes einschießen, d.h. in die Bereiche der Wange oder des Unterkiefers. Seltener sind die Bereiche der Schläfe, Augen oder Stirn betroffen.
In vielen Fällen lassen sich die Schmerzen durch Berührung, Kauen oder Temperaturunterschiede wie z.B. durch Getränke oder Luftzug triggern. Zwischen den Attacken bestehen in der Regel schmerzfreie Intervalle.
Wahrscheinlich wird die Trigeminusneuralgie durch eine Reizung und Veränderung des Nervus Trigeminus unmittelbar nach seinem Austreten aus dem Hirnstamm oder, seltener, im Ursprungsgebiet des Nerven innerhalb des Hirnstamms verursacht. Insbesondere nach der systematischen anatomischen Exploration von Peter Janetta (Pittsburg) bestätigte sich, dass häufig eine Kompression bzw. Reizung des Nervus Trigeminus durch ein anliegendes arterielles Blutgefäss unweit der Austrittsstelle des Nerven aus dem Hirnstamm für die Trigeminusneuralgie verantwortlich ist.
Weitere mögliche Ursachen sind
Die Diagnosestellung der Trigeminusneuralgie beruht zum einen auf der sorgfältigen Prüfung der klinischen Symptomatik und zum anderen auf hochauflösender MRI-Bildgebung. Dabei kommen spezielle Sequenzen zum Einsatz, die sowohl den Nervus Trigeminus als auch alle benachbarten arteriellen und venösen Blutgefässe im Detail darstellen.
Zur Therapie der Trigeminusneuralgie stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Eine medikamentöse Therapie bietet sich oft als erste Therapieoption an und wird in der Regel in enger Zusammenarbeit mit einem Facharzt für Neurologie konzipiert.
Führt eine medikamentöse Therapie nicht zum Erfolg oder muss wegen Nebenwirkungen abgebrochen werden, ist die mikrochirurgische Dekompression des Nervus Trigeminus, d. h. das Befreien des Nerven von umliegenden Blutgefässen, eine wirksame therapeutische Option. Im Gegensatz zu anderen Methoden, wie der Thermokoagulation des Nervenganglion oder der stereotaktischen Bestrahlung, hat die mikrochirurgische Dekompression des Nervus Trigeminus den Vorteil, dass die Integrität des Nerven intakt bleibt und dadurch in der Regel keine neurologischen Störungen auftreten. Besonders bei kreislaufgesunden Patienten, bei denen das allgemeine Narkoserisiko klein ist, würde man diese Operation einer destruierenden Methode vorziehen.
Das Ziel der Jannetta Operation ist die Befreiung des Nervus trigeminus von einer ihm anliegenden und irritierenden Arterie und/oder Vene. Die Operation erfolgt in Vollnarkose. Über einen kleinen Hautschnitt hinter dem Ohr wird die hintere Schädelgrube eröffnet. Mit dem Operationsmikroskop und dem Endoskop lässt sich anschliessend die Nervenwurzel darstellen, so dass das störende Blutgefäss mobilisiert und vom Nerven gelöst werden kann.
Anschliessend wird ein Stückchen Teflonwatte, also ein vollkommen gewebeneutrales Material, zwischen den Nerv und das Blutgefäss gelegt und mit Gewebekleber fixiert. Damit ist eine dauerhafte Isolierung des Nerven hergestellt.
Mit dieser Operation kann in 90 % der Fälle eine vollständige Schmerzbefreiung erreicht werden. Sie wurde erstmals von Prof. Peter J. Jannetta, Universität Pittsburgh, durchgeführt, über Jahre hinweg weiterentwickelt und auch auf neuro-vaskuläre Konflikte an anderen Hirnnerven übertragen. Prof. Kockro verbrachte 2004 ein Fellowship bei Prof. Jannetta und hat die Operation seit dem durch den Einsatz der Endoskopie, 3D Planung und Navigation, sowie elektrophysiologisches Monitoring weiter verfeinert.
Wichtig bei dieser Operation ist selbstverständlich die detaillierte Kenntnis der individuell bei jedem Patienten unterschiedlichen Anatomie des chirurgischen Zielgebietes, um unnötiges Präparieren und somit Schaden an benachbarten Strukturen zu vermeiden.
Eine computergraphische dreidimensionale Simulation der Operation basierend auf hochauflösenden MRI-Daten wird daher vor jeder dieser Operationen durchgeführt.