Die Hypophyse (aus dem Griechischen „das unten anhängende Gewächs“, oder Hirnanhangdrüse) ist eine ca. erbsengrosse rundliche Ansammlung von hormonproduzierendem Gewebe. Es befindet sich in einer knöchernen Ausstülpung der Schädelbasis und ist über eine Gewebebrücke (Hypophysenstil) mit dem Gehirn verbunden.
Das kleine Organ produziert lebenswichtige Hormone, die Vorgänge wie Wachstum und Fortpflanzung sowie eine Reihe von Stoffwechselmechanismen kontrollieren. Diese Hormone entfalten ihre Wirkung entweder direkt am Zielorgan oder via Ansteuerung anderer hormonproduzierender Drüsen.
Hypophysenadenome sind in der Regel gutartige Tumoren, die von verschiedenen Zellen des Vorderlappens der Hirnanhangdrüse ausgehen und zum Teil aktiv Hormone produzieren können. Andererseits kann die zunehmende Größe des Tumors dazu führen, dass das umliegende gesunde Hypophysengewebe geschädigt wird und sich dadurch die Hormonproduktion vermindert oder gar ganz zum Erliegen kommt.
Hormonproduzierende Hypophysenadenome sind je nach der Art des produzierten Hormons für verschiedene Krankheitsbilder und deren Symptome verantwortlich. Das genaue Ausmaß der Hormonstörung kann nur eine detaillierte endokrinologische (hormonanalytische) Diagnostik abklären. Grosse Hypophyseadenome können bis an die darüber liegenden Sehnerven reichen und dadurch Sehstörungen verursachen.
Neben der endokrinologischen und augenärztlichen Abklärung trägt die MRT- und CT- Untersuchung entscheidend zur Diagnosestellung des Hypophysenadenoms bei. Insbesondere im hochauflösenden und räumlichen MRT (Magnetresonanztomographie) und CT (Computertomographie) können Hypophysenadenome präzise analysiert werden.
Zur Planung einer eventuell notwendigen Operation ist auch die Darstellung der benachbarten großen Blutgefässe (Arteria carotis), der Sehnerven sowie der Strukturen der Schädelbasis in ihrer räumlichen Beziehung zum Tumor nötig.
Das Therapiekonzept eines Hypophysenadenoms muss auf einer sorgfältigen Befundanalyse aufbauen und bedarf der Berücksichtigung von Faktoren wie
Nicht bei allen Hypophysenadenomen ist eine Operation notwendig - einige Hypophysentumore können medikamentös erfolgreich therapiert werden. Ist eine Operation zur chirurgischen Entfernung eines Hypophysenadenoms nötig, ist eine präzise Planung des Eingriffs obligatorisch.
Verschiedene Verfahren stehen zur Verfügung, um das Hypophysenadenom präzise und schonend zu entfernen. Die Grundlage dazu bildet die oben erwähnte hochauflösende MRT- und CT- Bildgebung. Sie stellt die Lage des Adenoms, die benachbarten Strukturen sowie den chirurgischen Korridor zum Zielgebiet präzise und dreidimensional dar.
Fast alle Hypophysenadenome können über eine minimal invasive Operation durch die Nase und die darüber liegende Keilbeinhöhle entfernt werden (die sogenannte trans-sphenoidale Operation).
In unserer Klinik stehen dazu modernste technische Möglichkeiten zur Verfügung: Ein speziell für den Einsatz während einer Operationen entwickeltes MRT (PoleStar MRI) ermöglicht die Kontrolle der einzelnen Phasen der Tumorentfernung. Das Gerät kann auch die schwer zugänglichen Tumorbereiche sichtbar machen und deren Resektion erleichtern.
Ein computergestütztes Navigationssystem, das die Daten aus dem PoleStar MRI verarbeitet, ermöglicht zielgenaues Operieren ohne „exploratives“ Präparieren benachbarter gesunder Strukturen. In fast allen Fällen wird die Operation unter Einsatz modernster endoskopischer Techniken interdisziplinär mit Spezialisten der Abteilung für Hals-, Nasen-, und Ohrenheilkunde durchgeführt. Mit kleinsten Kameras und entsprechend dazu passenden Rohrschaft-Instrumenten ist es möglich, das Adenom über den Weg durch die Nase und Keilbeinhöhle zu erreichen, gut von der gesunden Hypophyse abzugrenzen und vollständig zu resezieren.
Vor und nach der Operation werden Sie selbstverständlich stets von einem Team erfahrener Internisten und Endokrinologen mitbetreut. Dadurch gewährleisten wir eine umfassende medizinische Versorgung, die weit über die eigentliche Operation hinausgeht.
Eine 28 jährige Patientin litt unter Unregelmässigkeiten der Menstruation und Verminderung der Libido. Eine endokrinologische Abklärung ergab einen moderat erhöhten Prolaktinwert von 68 ng/ml (Normalwert ca. 3 - 30 ng/ml) bei leicht erniedrigten Gonadotropinen.
Ein MRI zeigte ein Hypophysenmakroadenom von max. 18.4 mm Grösse, welches bis nach suprasellär gewachsen war (Bild 1a,b) und das Chiasma opticum (Sehnervenkreuzung) anhob. Der Hypophysenstil war nach dorsal verlagert. Eine ophthalmologische Überprüfung zeigte keine Defizite der Gesichtsfelder.
Unter medikamentöser Therapie mit Dostimex (Cabergoline) kam es rasch zu einer Normalisierung der Prolaktinwerte, aber im Verlauf eines Jahres zu einer Grössenzunahme des Adenoms auf 21.1 mm (Bild 2 a,b). Es handelte sich also um ein hormoninaktives Hypophysenadenom und es bestand die Indikation zur operativen Tumorresektion.
Die Operation wurde komplikationslos endoskopisch trans-sphenoidal über das rechte Nasenloch durchgeführt. Das gesamte Adenom konnte dabei unter drei-dimensionaler Navigationskontrolle und endoskopischer Sicht reseziert werden.
Nach der Operation erholte sich die Patientin sehr rasch und konnte drei Tage später nach Hause entlassen werden. Die hypophysären Hormonachsen sowie die Elektroloyte waren normal. Das Riechvermögen wurde mit einem Geruchstest überprüft, es ist zu 100% erhalten.
Das MRI nach 3 Monaten zeigte keine Hinweise auf Resttumor, die gesunde Hypophyse liegt halbmondförmig am hinteren Rand der Sella. Der Hypophysenstiel liegt mittig (Bild 3 a,b).
Auch die folgenden endokrinologischen Untersuchen waren unauffällig. Die Menstruationszyklen und die Libido normalisierten sich. Die Patientin arbeitet wieder Vollzeit im Büro und geht in ihrer Freizeit gerne Bergsteigen.